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Ankommen

Seit nun eineinhalb Wochen ist Douala in Kamerun mein neues zu Hause. Dies ist eigentlich eine kurze Zeit, doch ich habe so viel für mich neues erlebt, dass ich, so habe ich es bei einem Blick in mein Notizbuch festgestellt, viele Seiten damit füllen könnte. Die ersten drei Tage haben wir Freiwilligen in einem Hotel in Bonaberi, einem Stadtteil von Douala, mit unseren Mentorinnen und Mentoren verbracht, um erst einmal anzukommen und uns einzugewöhnen. Wir haben zusammen Streifzüge durch den Stadtteil unternommen, lernten 9 Liter Wasser auf dem Kopf zu transportieren, entdeckten die Vorzüge kamerunischen Essens (zum Beispiel frittierte Bananen oder Erdnusssauce) und bekamen zu spüren was es heißt, wenn es in Kamerun regnet. Mittwochabend sind Maria (meine „Mitfreiwillige“ in Douala) und ich dann in die Wohnung im Stadtteil Deido auf der anderen Seite des Wouri gezogen, welche für die nächsten elf Monate unser zu Hause sein wird. Ich habe damit gerechnet, dass diese Stadt anders sein würde als das, was ich aus Deutschland kenne und was mir vertraut ist. Diese Masse von „anders“ hat mich jedoch erst einmal überwältigt. Diese Stadt ist so bunt, laut und der Verkehr wirkt so unstrukturiert. Auf einer vermeintlich einspurigen Straße wird in der Rush Hour dreispurig im Stau gestanden und geisterfahrende Motorrad-Taxen schlängeln sich durch die stehenden Autos, um schneller ans Ziel zu kommen. Wer abbiegen will, biegt ab und wer die Straße zu Fuß überqueren möchte, geht einfach los, um nicht ewig zu warten. Und zur Not sitzt man mal zu neunt im Taxi. Doch irgendwie scheint es zu funktionieren. Die Leute achten auf ihr Umfeld und fahren nicht blind drauf los, wenn sie grün haben. Außerdem kann man mit der Hupe kommunizieren. Die Menschen erscheinen hier viel kontaktfreudiger als auf den Straßen deutscher Städte. In der Nachbarschaft grüßt man sich und hilft einander, auf dem Markt wird um jede Tomate gefeilscht und es kann auch mal passieren, dass einfach irgendjemand aus der Gegend vor unserer Haustür steht um uns zu besuchen und kennen zu lernen, was Maria und mir vor zwei Tagen passiert ist. Ich bin gewohnt, für jede Verabredung wenigstens grob einen Termin zu vereinbaren. Für mich war das zunächst eine sehr komische Situation, vor allem weil ich den Besucher noch gar nicht richtig kannte. Man muss dann individuell entscheiden, ob man den Gast reinlässt oder nicht. Ich denke viel darüber nach, dass ich trotz allem jetzt schon ein bisschen das Gefühl habe, in Douala anzukommen. Denn eigentlich ist es nicht die Stadt, die anders ist, sondern ich bin die Fremde in dieser Kultur. Ich glaube, dass es eine prägende Erfahrung ist, im Alltag mal die „Ausländerin“ zu sein. Vielleicht wird es aber noch prägender sein, wie schön es ist, eine Willkommenskultur durch meine Mentorin und die vielen anderen Leute hier am eigenen Leib zu erfahren.

Wir Freiwilligen unterwegs in Bonaberi Fotografiert von Ruben Dantele, der beim C.P.F. in Bafoussam als Freiwilliger helfen wird


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